Für die BayWa AG war ihre Konzernzentrale am Münchner Arabellapark zu klein geworden. Man wünschte sich eine Aufstockung des in den späten 1960er Jahren errichteten 18-stöckigen Bürogebäudes. Dies gab den Anlass für die Erneuerung aller Fassaden und die Neustrukturierung aller Büroetagen. Die intensive Beschäftigung mit dem vorhandenen Gebäude stand am Ausgangspunkt des Entwurfs. Mit seinem kreuzförmigen Grundriss wirkte das mit Waschbetonplatten verkleidete Hochhaus merkwürdig zu kurz geraten. Die Lösung für die als unbefriedigend empfundenen Proportionen lag in der optischen Auflösung des ehemals monolithischen Baukörpers in acht sternförmig und versetzt zueinander angeordnete Hochhausscheiben. Bewirkt wird dieser Eindruck, der das Gebäude erheblich schlanker und eleganter erscheinen lässt, durch eine Differenzierung der Kubatur mittels entsprechender Rücksprünge und eines Materialwechsels innerhalb der Fassaden. Zusätzlich werden die einzelnen „Hochhäuser“ in der Höhe differenziert weitergeführt, so dass eine horizontal und vertikal gestaffelte Silhouette entsteht. Optisch zum Ganzen zusammengeführt wird diese von einer metallverkleideten Aufstockung. Die gegenüber dem Bestand zurückgesetzte Krone nimmt dessen kreuzförmigen Grundriss auf, wobei sie einzelne Bauteile miteinander verzahnt, ähnlich den Flügeln einer Windmühle. Die vier neuen Geschosse entwickeln sich plastisch aus dem gegebenen Gebäude heraus, sie lassen sich als stimmige Ergänzung des Hochhauses lesen.
Eine neue reliefierte Fassade aus dünnen, zickzackförmig angeordneten Glasfaserbetonplatten interpretiert erneut Gegebenheiten des Bestands. Die ursprüngliche Gebäudehaut wurde unter anderem durch Lisenen zwischen den Fenstern gegliedert. Durch eine Außenknickung der neuen Fassade werden die im Rohbau erhaltenen hervortretenden Pfeiler abgebildet. Dem korrespondiert eine Innenknickung im Bereich der zurückliegenden Bestandsbrüstung. Das so entstehende Relief ermöglicht ein lebhaftes Licht- und Schattenspiel. Um eine unbefriedigende Fugenausbildung zu vermeiden, werden die einzelnen Platten der Verkleidung überlappend angeordnet. Hinterlegt sind die so entstehenden Stöße mit dunklem Metall. Die Hell-Dunkel-Kontraste, welche vormals durch unterschiedlich gefärbte Waschbetonplatten hervorgerufen wurden, werden damit neu interpretiert und fortgeführt. Farbkontraste differenzieren auch die beiden unterschiedlichen Fassadentypen des sanierten Hochhauses.
Während im Bereich des Altbaus die beschriebenen, sandfarbenen Glasfaserbetonplatten dominieren, sind große Bereiche der Aufstockung und zurückgesetzte Bereiche – wie bereits die Plattenstöße – in Metall ausgeführt, dem eine Pulverbeschichtung eine dunkle Bronzeoptik verleiht. Dasselbe Material wird für die Fassaden des neugeschaffenen mehrstöckigen Anbaus auf der Westseite des Gebäudes verwendet. Von den Betonfassaden übernehmen sie das Prinzip der Knickung, das sie im Bereich der Attika von der horizontalen in die vertikale Ebene übertragen.
Hinter allen Bereichen der vorgehängten Fassade sorgt eine neue Dämmschicht für die energetische Ertüchtigung des auch in dieser Hinsicht sanierungsbedürftigen Altbaus. Der Qualität der Arbeitsplätze in der BayWa Zentrale kommt dies ebenso entgegen wie die umfassende Umgestaltung der Innenräume im Zuge der Sanierungsmaßnahmen. Dabei wird unter anderem die veraltete technische Infrastruktur des Gebäudes heutigen Standards angepasst und die kleinteilige Raumaufteilung durch weitere, offenere Strukturen ersetzt. Erschließung und Raumorganisation werden generell neu geordnet. So wandert die Kantine von der Nord- auf die attraktivere Südseite des Gebäudes, die Anlieferung dagegen in den Norden. Eine Esplanade verbindet Kantine, Café und das durch den Umbau stark aufgewertete Foyer sowie den neuen Anbau und wird so zum attraktiven Frei- und Begegnungsraum für Mitarbeiter und Besucher.
Im neuen 20. Obergeschoss befindet sich die Konferenzzone mit einem Eventraum, der einen spektakulären Ausblick über die ganze Stadt bietet. Um die Atmosphäre vor allem des bislang düsteren zentralen Gebäudekerns zu verbessern, wird durch zwei neue großflächig verglaste Bereiche Tageslicht in das Innere jedes Geschosses geleitet. Dieses „Rückgrat“ bildet den zentralen Erschließungspunkt jeder Ebene, an dem zentrale Nutzungsbereiche wie Cafélounges oder Besprechungsräume angeordnet sind. Damit erhält jede Gebäudeebene einen eigenen sozialen Treffpunkt.