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Präsenz und Integration

Als Bauherrin des neuen Schlossgartenquartiers in Stuttgart hatte die LBBW Immobilien 2023 einen Wettbewerb für das Gebäude an der Königstraße 1 a/b ausgelobt, mit dem zweiten Preis wurden Hild und K ausgezeichnet. Die Jury lobte die „starke horizontalen Gliederung und klare Formensprache“, die dem „Entwurf seine Kraft, Klarheit und Ruhe“ verleiht. Grundprämisse war es, möglichst viel Substanz zu erhalten und dennoch keine Kompromisse hinsichtlich einer zeitgemäßen und flexiblen Nutzung zu machen. Über dem bestehenden ersten Obergeschoss werden vier neue Etagen in Holzhybridbauweise aufgestockt. Das klimaneutral zu betreibende Gebäude passt sich so an die Traufhöhe der zum Zentrum hinführenden Königstraße an. Zugleich behauptet es sich in seiner vergrößerten Volumetrie und seiner ausdrucksstarken Architektursprache als repräsentativer Stadteingang vis-a-vis des Stuttgarter Hauptbahnhofs.

Charakteristische Prinzipien des zu revitalisierenden Ensembles greift der Entwurf auf, überführt sie in seine eigene prägnante Sprache und stärkt zugleich den Eindruck eines zusammenhängenden Quartiers. Während Motive der Winkel und der Faltung das Hotel am Schlossgarten charakterisieren, lebt das Nachbargebäude an der Königstraße von seinen runden, konvexen Formen. Die von Hild und K vorgeschlagenen konkaven Schwünge verbinden beide Prinzipien. Das prägende Thema der Fassade bilden horizontale Bänder, die sich wie ein Textil mit einem Grundgerüst aus vertikalen Pilastern verweben. Die jeweiligen Elemente sind aus gewellter Keramik gefertigt und in eine Unterkonstruktion eingehängt. Dabei variiert die jeweilige Formulierung zwischen den beiden Sockelgeschossen, den Obergeschossen sowie dem Dachgeschoss und trägt so zur Proportionierung des Gebäudes bei. Die Dynamik des Schwungs verstärkt sich nach oben weiter bis zu einem skulpturalen Attikageschoss, welches als Kronenmotiv den Auftakt der Königsstraße betont. Eine begrünte Dachlandschaft vervollständigt den Eindruck mit berankten Pergolen aus farbig beschichteten Metallprofilen. Diese sind mit PV-Elementen belegt und stellenweise mit begrünten Wänden ausgefacht. Es resultieren eine Verschattung der Aufenthaltsflächen, Energie-Erträge sowie eine Verkleidung und Integration der Technikanlagen auf dem Dach.

Die für das Ensemble charakteristischen Vor- und Rücksprünge in der Sockelzone werden ebenso fortgeführt wie auch die phänotypische „Schichtung“ der Volumina. Die gezielte Staffelung des Gebäudes reagiert auf die unterschiedlichen Bedingungen zu allen Seiten: Zum Schlossgartenhotel hin springt die Fassade bereits ab dem zweiten Obergeschoss zurück, bildet somit ein Gegenüber zu dessen Sockelbau und öffnet einen großzügigen Luftraum nach oben. Zusätzlich wird die nötige gegenseitige Nichteinsehbarkeit der Hotelzimmer und Büroflächen gewährleistet, unterstützt durch die Faltung der Fassade. Entlang der Königstraße dagegen überdacht ein höhenmäßig an die umgebende Bebauung angepasster zweigeschossiger Vorsprung die Schaufensterfassade. Die dem Bahnhof zugewandte Seite wird durch den Entfall des vorgeschobenen Erdgeschosses sowie durch das Vorrücken in die Flucht des benachbarten Hindenburgbaus in ihrer Präsenz gestärkt. Entscheidend für die Qualität des Ensembles ist jedoch, dass das Gebäude keinerlei „Rückseite“ bildet. Die angrenzenden Passagen werden architektonisch gestärkt. Mit der Öffnung der Theaterpassage entsteht ein gleichwertiges Gegenüber zwischen den Hausnummern 1ab, 1c und dem Hotel sowie eine klare und direkte Verbindung zwischen der Königstraße und dem Schlossgarten.

Ergänzend zu den größeren gastronomischen Einheiten am Schlossgarten entsteht in der Schillerpassage eine „Streetfood-Meile“, der öffentliche Zugang zur Tiefgarage wird ebenfalls hierher verlegt. Gemeinsam bilden die Passagen eine belebte Mitte für das neue Quartier.