Das Bayerische Nationalmuseum: Einst prächtiges Schloss, in welchem die Nachlässe imposanter Sammlungen und die letzten Überlebenden großer Zeit zusammenfanden, um Geschichten von Geschichte erzählen. Jeder Raum vom Architekten als Bühne und Kulisse gedacht, in denen jedes Objekt von seiner Vergangenheit berichtet.
Jetzt: Auch dies vergessen. Dort: Ein ungestalter Ort im Keller: Vergessen – vom Hause selbst und seinem Erbauer. Eigentlich ein Platz, jedoch nur Zwischenraum und Unort. Für kurze Zeit rundum Begegnungen und Lebendigkeit, Bewegung. Die Zeit: Junge dunkle Sommernächte. Nachtschwärmer flattern durch die Räume. Suchen sich. Begegnen sich – im Dunkel. Gehen wieder auseinander: Gloomy Butterflies.
Der Beitrag befasst sich nicht mit der Präsentation eines Objektes oder eines Designs, sondern betrachtet den Ort selbst als Objekt, Gestalt und als Ereignis. Er interpretiert den Raum – einen Unort innerhalb des Raumgefüges – und das Ereignis um ihn herum samt dessen zeitlicher Positionierung. Hierzu kommen auch Elemente aus der Entstehungszeit des Bayerischen Nationalmuseum zum Einsatz: mythologische Bilder und die Ornamentik des Jugendstil. Motive und Arbeitsweisen des ursprünglichen Architekten werden übernommen: Gabriel von Seidl applizierte Bemalungen und Tapeten auf die Wände und lud sie dadurch mit Bedeutung auf. Er kreierte Raumkunstwerke um einzelne Objekte herum, um vergessene oder ideale Orte zu erschaffen. In diesem Sinne definieren auch die „Gloomy Butterflies“ in den gewölbten Sälen für kurze Zeit einen magischen Ort, ein Umfeld für Begegnungen in flirrender Räumlichkeit.