Aufgabe
Eine über die Jahre durch Vernachlässigung und falsche Anstriche heruntergekommene Gründerzeitfassade in Berlin-Schöneberg sollte wiederhergestellt werden. Ursprünglich reich dekoriert, war der Stuck nach dem Krieg abgeschlagen und durch einen einfachen Rauhputz ersetzt worden. Als Vorbild der Restaurierung sollte eine Originalzeichnung des ursprünglichen Eingabeplans dienen.
Verfahren
Der Versuch der Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes schied aus naheliegenden Gründen aus. Dennoch sollte eine Vorstellung des alten Hauses in die neue Gestaltung eingehen: Die Originalzeichnung im Maßstab 1:100 wurde gescannt und auf 1:1 vergrößert. Das nun entstandene Bild einer ungewöhnlich vergrößerten Zeichnung wurde dann auf die bestehende Fassade übertragen und vertieft als Relief in den Putz eingelegt. Durch den Prozess der Vergrößerung werden, teils aufgrund der technischen Verfahren, teils aufgrund handwerklicher Ungenauigkeiten und Abstraktionen, die Zeichnungsteile eigentümlich verformt. Aus diesen Verformungen und Veränderungen, und deren exakter Übernahme bezieht die Gestaltung ihren Reiz.
Verschiebung
Im Laufe der Arbeiten stellte sich heraus, dass die Zeichnung nicht deckungsgleich mit dem fertigen Haus ist. So ist beispielsweise der Erker gegenüber der Zeichnung um eine Achse versetzt ausgeführt worden. Nach dem Krieg wurden gemauerte Balkone angefügt, die auf der Originalzeichnung ebenfalls fehlen. Diese Verschiebungen zwischen Zeichnung und Gebäude wurden bewusst nicht korrigiert, sondern als konzeptbedingte Abweichungen in Kauf genommen. Auch die in der Zeichnung dargestellten Schatten wurden in das Relief übernommen.
Realisierung
Die technische Realisierung erfolgte durch eine Art Schablonenputz. Die digitalisierte Originalzeichnung wurde mittels CNC Laserschnitt aus einem speziellen Kunststoff geschnitten, auf die Wand aufgebracht und nach dem Putzen wieder entfernt. Die geraden Linien wurden als traditioneller Leistenputz mit Holzleisten ausgeführt. Die fertige Putzoberfläche zeigt die Projektion der Zeichnung als Relief. Das Haus nimmt eine Position zwischen historischer Rekonstruktion und frei erfundener Komposition ein. So wird die zwischen Zeichnung und gebautem Haus immer vorhandene Differenz zum Thema des Projekts.