Nachhaltig auf allen Ebenen

Im Wettbewerb „Parkhaus Mitte / Bremen“ wurde der gemeinsame Entwurf des Büros Hild und K und des Landschaftsarchitekturbüros Juca mit einem ersten Preis ausgezeichnet. Der Vorschlag zur Neubebauung des Standorts im Zentrum der Bremer Altstadt überzeugte die Jury „durch einen klassischen Baukörper mit Innenhof in Anlehnung an backsteinerne Kontorhäuser. Zwischen unterschiedlichen Baudenkmalen fügt er sich selbstverständlich ein und interpretiert die erwartete Nutzungsmischung dem städtebaulichen Kontext angemessen durch verspringende Obergeschosse für das Wohnen. Über den Hof sind öffentlichkeitswirksame Nutzungsangebote zugänglich, die auf einer Seite geschichtet und mit einer Gastronomie auf dem Dach eindrucksvoll verknüpft sind.“ (Pressemitteilung der Freien Hansestadt Bremen)

Der neue Stadtbaustein fungiert mit seinem bunten Nutzungsmix zugleich als Leuchtturmprojekt für die Transformation der Innenstadt. Dem Entwurfsteam war es deshalb ein besonderes Anliegen, eine unverwechselbare und identitätsstiftende Architektur mit flexibler, kostengünstiger und ressourcenschonender Bauweise zu verbinden, um so ein auf allen Ebenen nachhaltiges Gebäude zu schaffen.

Vorgesehen ist eine urbane Fassade, die sich behutsam in den historischen Kontext einbindet und eine optimale Nutzung des Gebäudes ermöglicht. Die Abfolge von gleichmäßig proportionierten Fensteröffnungen und geknickt profilierten Wandscheiben unterstreicht das klare Volumen. In Verbindung mit der Staffelung nach oben und besonderen Momenten wie den Durchgängen zum Hof entsteht gleichzeitig ein angenehm differenziertes und abwechslungsreiches Gesamtbild. Konstruktiv besteht die Fassade aus Holzrahmenelementen, die mit Klinkerriemchen verkleidet werden. Hierfür kann der Ziegel des bestehenden Parkhauses wiederverwendet werden, mit der vorhandenen Ressource wird zugleich die Identität und Geschichte des Ortes aufgegriffen. Die Obergeschosse werden durch die Einführung von unterschiedlich tiefen Balkonen für die hier gelegenen Wohnungen differenziert. Dies proportioniert das Gebäude weiter und setzt es – aus der Fußgängerperspektive heraus betrachtet – in eine angemessene Maßstäblichkeit. Pflanztröge als Trennelemente zwischen den Freibereichen der verschiedenen Einheiten ermöglichen eine Begrünung der Fassade und verleihen dem massiven, städtischen Baukörper eine wohnliche Anmutung.

Neben typischen Nutzungen wie Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss und konventionellen Büroflächen im 2. und 3. OG beleben und aktivieren weitere Nutzungen das Quartier. Als besondere identitätsstiftende Angebote werden an den beiden Stirnseiten des Blockes ein sogenannter Creative- und ein Sharing-Hub vorgeschlagen. Der Creative-Hub, ein Raum für urbane Produktion, Startups, Handwerker, Kreative und Künstler, zieht sich, beginnend mit dem zweigeschossigen Veranstaltungsraum im Erdgeschoss über alle Geschosse bis hin zur Gastronomie auf dem Dach. Diese stellt mit ihrem Zugang auf die Dachgärten und eigener Gemüseproduktion im Gewächshaus sicherlich einen der größten Anziehungspunkte dar.

Dem Creative-Hub gegenüberliegend wird ein sogenannter Sharing-Hub als Pendant vorgeschlagen. Das Angebot ermöglicht es den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses und des gesamten Viertels, Güter und Räume zu teilen. Anlaufstelle und Herz des Hubs ist ein (Repair-) Café mit einem Sharing-Desk. Von dort aus werden Werkstattflächen mit Toolbox, sowie im Obergeschoss Coworking-Flächen erschlossen. Ergänzt wird dieses Angebot um einen Tagungs- und Konferenzbereich sowie Räume für Bildung.

Eine Verbindung von Stahlbeton- und Holztragwerk setzt die unterschiedlichen Materialien in der jeweils sinnvollsten Weise ein und vereint eine flexible und langfristig nutzbare Struktur mit einer niedrigen CO2-Bilanz. Für den optimalen Einsatz von Holz in der Tragstruktur sorgt eine Schottenbauweise mit Sperrholzelementen. Sie hat einen hohen Vorfertigungsgrad, ist kostengünstig und erfüllt alle Anforderungen des Wohnungsbaus. So entsteht im Zusammenspiel einer dichten Bauweise mit einem kompakten Volumen und einer klar gegliederten Tragstruktur mit langer Lebensdauer ein gesamtheitlich resilientes Gebäude mit bewusstem Ressourcenumgang. Für einen klimaneutralen Betrieb sorgen PV-Anlagen sowie eine Klimatisierung durch Fernwärme und Wärmerückgewinnung. Retentionsflächen puffern Starkregen ab und stellen das anfallende Wasser bereit für eine üppige Gebäudebegrünung.

Weiterhin wird die Lloydpassage als „Grüne Oase“ inmitten der steinernen Stadt neu interpretiert. An der Schnittstelle zur Kleinen Hundestraße entsteht ein grüner Platz, die Überdachung erhält an dieser Stelle eine Öffnung, um als Zäsur die lange, korridorartige Anmutung der Passage zu unterbrechen. An den Fußpunkten der sich verzweigenden Stützen werden Beete mit rankenden Pflanzen angeordnet. Zusammen mit eingestreuten Hochbeeten und Begrünungen an den Fassaden entsteht ein neuer Raum, der an ein Gewächshaus erinnert.