Suche
Close this search box.

Kunst im Bau

Am 8. September fand bundesweit der „Tag des offenen Denkmals“ statt, auch im niederbayerischen Straubing. Großen Andrang gab es bei der Baustellenbesichtigung im historischen Rathaus. Rund achthundert Besucherinnen und Besucher ließen sich von Mitarbeitenden des Büros Hild und K über die Herausforderungen beim Wiederaufbau, das zukünftige Erscheinungsbild und die neue Nutzungsgliederung berichteten. Oberbürgermeister Markus Pannermayr hatte die Veranstaltung im Erdgeschoss des Gebäudes, in den künftigen Räumlichkeiten des Tourismusamts, eröffnet. Die erhaltene Substanz wurde in diesem Bereich behutsam saniert und stellenweise durch Ziegelmauerwerk nach historischem Vorbild ergänzt. Die Vollholzdecke, die im weiteren Bauverlauf durch ein Tonnengewölbe verkleidet wird, besteht aus massiven Breitschichtholz-Elementen. Sie bilden zugleich den Boden des zweigeschossigen Rathaussaals, eines Herzstücks des Projekts.

Insgesamt spielt das Thema der Holzdecken eine große Rolle innerhalb des Wiederaufbaus. Da wäre etwa der Boden des Blauen Salons, der den Brand überstanden hat. Die gestiegenen Nutzlasten werden durch eine Balkenaufdopplung abgefangen. Die zahnförmigen Holzwerkstoffplatten lassen sich in die neue Konstruktion einfügen, wobei die Aufbauhöhe auf Bestandsniveau verbleibt. So lässt sich die geschützte Substanz ertüchtigen und unter Wahrung der Barrierefreiheit vollständig integrieren.

Ein weiteres schönes Beispiel bildet die Decke über dem Durchgang zum Innenhof. Das historische Gewölbe in diesem Bereich durfte nicht belastet werden. Damit wurde eine Sonderkonstruktion notwendig, die auf den bestehenden Mauerwerkswänden aufliegt.

Eine der ältesten Decken des Hauses befindet sich im Flur neben dem historischen Treppenhaus. Als sogenannte “Mann-an-Mann Decke“ besteht sie aus lückenlos aneinander verlegten Balken, die nicht mehr tragfähig sind, aber aus denkmalpflegerischen Gründen erhalten werden mussten. Die neue tragende massive Holzdecke wurde oberhalb der alten gebaut. Sie lagert auf Bestandswänden auf; direkt oder mithilfe von Stahlträgern.

Viele dieser eigentlich dienenden Konstruktionen, die man im fertigen Gebäude nicht mehr zu sehen bekommt, haben ihren ganz eigenen ästhetischen Charme. Und natürlich repräsentieren sie eindrücklich die traditionellen Handwerkstechniken und konstruktiven Tüfteleien, die das Bauen im Bestand so reizvoll machen. Vielen Dank an dieser Stelle an unseren Statiker Bernd Mittnacht und sein Team, die sich mit Sachverstand und Engagement unermüdlich für kreative Lösungen einsetzen. Wir freuen uns sehr, dass wir in Straubing die Gelegenheit hatten, ihre und unsere „Kunst im Bau“ einem größeren Publikum vorzustellen!