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Lebendige Vielfalt am Stadtrand

Das Stadterweiterungsgebiet Freiham soll künftig Wohnraum für 25.000 Menschen und Fläche für 7.500 Arbeitsplätze bieten, außerdem soziale Infrastruktur wie zahlreiche Schulen und Kindergärten. Die Stadt München legt bei diesem Großprojekt großen Wert auf die Beteiligung der Öffentlichkeit. Am 23. Juli 2022 lud deshalb das Referat für Stadtplanung und Bauordnung zum Infotag in die Große Mensa des dortigen Bildungscampus. Die ARGE 2. RA Freiham Nord (bestehend aus den Büros Hild und K, Büro Krucker Architekten, Sergison Bates architects und Studio Vulkan Landschaftsarchitektur) brachte in Vorträgen und Podiumsdiskussionen den Bürgerinnen und Bürgern ihren Entwurf der Rahmenplanung für den zweiten Realisierungsabschnitt nahe. Für Hild und K erläuterte Büropartner Matthias Haber die Kernideen und Ziele für die zukunftsfähige nachhaltige Stadtentwicklung. Etwa 15 km vom Zentrum entfernt soll ein neuer, spezifisch Münchnerischer Stadtteil geschaffen werden. Anstelle einer gesichtslosen Vorstadt ist ein belebtes Viertel der kurzen Wege vorgesehen, mit vielfältigen urbanen Räumen.

Orientierungsbildend ist dabei der Bezug auf bestehende Münchner Städtebaustrukturen, wie sie etwa die Planungen Theodor Fischers für die einstige Stadterweiterung Schwabing vorsahen. Daraus werden Bausteine aufgegriffen, wie klare Setzungen der öffentlichen Räume, große Blöcke, leicht gebogene Straßenverläufe und erkennbare Hausabschnitte. Ebenso enge Lücken in der Bebauung, welche Einblicke in die Tiefe der Baufelder ermöglichen und so das Innenleben der Höfe erahnen lassen. In ihrer Gesamtheit ließ sich die Entwicklung der Rahmenplanung leiten durch neun städtebauliche Kernideen zu Urbanität, Nachbarschaft und Verkehrsflächen. 

Die verbindenden Straßen- und Platzräume sammeln das Quartiersleben im Alltag – ein hochlebendiges Stadtquartier entsteht, unterstützt durch die hohe angestrebte Dichte. Die einzelnen Nachbarschaften sind auf Grund der unterschiedlichen Parzellengrößen und Haustypen durchmischt und übersichtlich.

Alle Wohnlagen profitieren unmittelbar von der Nähe zum weitläufigen Landschaftspark, dem „Englischen Garten” Freihams. Der Siedlungsraum verzahnt sich, durchstoßen von zwei großzügigen fingerartigen Freiflächen, mit diesem. Die Innenhöfe der Wohnblöcke sind als Grünräume mit Großbäumen geplant und dienen auch der öffentlichen Durchwegung zu Fuß.

Sorgfältig im kompakten Stadtteil situierte Treffpunkte geben den einzelnen Nachbarschaften Schwerpunkte und Identität. An einer durchgehenden Nord-Süd-Verbindung liegen drei Plätze aufgereiht, ergänzt von durchdacht gesetzten Dreiecksplätzen innerhalb der übrigen Bebauung.

Die künftigen Schulen liegen an den Rändern des Quartiers, so dass ihre Freiflächen eine optische Erweiterung der Parklandschaft ergeben. In den Erdgeschosszonen aktivieren verschiedene Nutzungen
Hauptverkehrsachsen und urbane Plätze. Entlang der ruhigen Nebenrouten ist auch erdgeschossige Wohnbebauung vorgesehen. Bauliche Flexibilität soll hier langfristige Nutzungsperspektiven berücksichtigen und bei zunehmender Dichte die Ansiedlung von zusätzlichem Gewerbe möglich machen.

Die Stadtplanung fördert die Entstehung diverser Nachbarschaftsstrukturen. Die bestehende Aubinger Allee bildet die städtische Mitte des neuen Viertels, an der die wichtigsten öffentlichen Funktionen angelagert sind. Sie liegen an platzartigen Aufweitungen am Straßenraum, welche zugleich als Eintrittsbereiche in die Quartiere im Westen und Osten fungieren.

Die Vernetzung einzelner Gebäude erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Durch leicht gebogene Straßenverläufe bekommt jedes Baufeld eine unverwechselbare Kontur, was Individualität und Erkennbarkeit fördert. Klare Setzungen der öffentlichen Räume, große Blöcke, und erkennbare Hausabschnitte sind identitätsstiftende Stadtbausteine, ebenso wie die Lücken in der Bebauung. Übersicht, einfache Orientierung und Vielfalt im Kleinen sind die Merkmale der Stadt. 

Die Verkehrsflächen wurden innerhalb des Viertels soweit wie möglich minimiert. Im Süden, in der Mitte und im Norden bilden Erschließungsspangen von der Aubinger Allee ausgehend das Rückgrat der motorisierten Verkehrserschließung. Die Ost-West-Verbindungen binden das gesamte Quartier auch übergeordnet an den großen Park im Westen an. Die Querstraßen verlaufen in sanften Schwüngen.

Entlang der westlichen Nord-Süd-Achse liegt die Buserschließung. Sie ist auch für Fahrräder die wesentliche Verbindung und wird nur partiell für den Autoverkehr genutzt. Die östlich gelegene Wohnstraße hingegen ist vollständig von motorisiertem Verkehr freigehalten.

Die zukunftsfähige Alternative zu den klassischen Tiefgaragen bilden Quartiersgaragen. Anstelle eines unterirdischen Bauwerks pro Gebäude werden größere Garagen als Hochbauten in die Quartiersstruktur integriert, welche die privaten Stellplätze, und in Kombination mit einem übergeordneten Mobilitätskonzept auch weitere Mobilitätsangebote aufnehmen können. So wird der Umstieg vom motorisierten Individualverkehr zu nachhaltigen Verkehrsmitteln aktiv befördert.