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Gewebe aus Beton

Die Infraplan Planungs- und Bau-GmbH & Co. KG möchte ein Studentenwohnheim südlich der Augsburger Altstadt errichten. Die Anlage mit ca. 200 zeitgemäßen Wohnplätzen für Studierende soll integrativer Bestandteil des Wohngebietes SilbermannPark werden. Basis für die Planung ist eine bereits erteilte Baugenehmigung, welche eine bestimmte bauliche Struktur vorsieht. Der im September 2009 ausgeschriebene Wettbewerb umfasste daher im Wesentlichen Grundrissplanung und Fassadengestaltung. Hild und K haben für ihren Entwurf einen von zwei ersten Preisen erhalten.

Ziel der Auslobung war es unter anderem, für die anspruchsvolle Bauaufgabe eine auch wirtschaftlich optimierte Lösung zu erhalten. Dennoch kommt bei der von Andreas Hild und Dionys Ottl vorgeschlagenen Fassadengestaltung nicht das derzeit aus Kostengründen gerne gewählte Wärmedämmverbundsystem zum Einsatz. Sie erheben vielmehr die Konstruktion des Gebäudes zum bestimmenden Element seiner Außenwirkung. Die Architekten schlagen eine Sichtbetonfassade aus tragenden Sandwichelementen vor. Die dabei verwendeten Fertigteile garantieren Kosten- und Zeitersparnis bei gleichzeitig hochwertiger Ausführung. Auf längere Sicht hin wird der Sichtbeton nicht schäbig altern, sondern eine Patina ansetzen, wie sie nur Vollmaterialien eigen ist.

Der Baustoff des Gebäudes bestimmt also die Ästhetik der Fassade, die zugleich nicht schmucklos bleibt. Der Beton wird mit einem sandfarbenen Zuschlagstoff ausgeführt. Vertikale und horizontale Streifen werden mit einem Wasserstrahlverfahren unterschiedlich aufgeraut. Der Zuschlagstoff wird dabei freigelegt. Diese Oberflächenbearbeitung verleiht dem Beton eine textile Optik. Ausgesteift wird das Gebäude durch Verfugung der Fertigteile mit den anstoßenden Wänden und Decken. Metallene Bänder decken die Fugen ab und bilden Fensteranschlüsse, Fensterbleche, Dachränder, Sockelprofile. Die sichtbare Konstruktion wird somit zum Ornament überhöht.

Die Materialität der Fassade bietet zugleich einen guten Schallschutz für das zwischen Straße und Bahntrasse gelegene Gebäude. Diesem Aspekt kommen auch die Grundrisse optimal entgegen: Auf der durch die Bahn stark lärmbelasteten Nordseite befinden sich keine Aufenthaltsräume. Diese sind durch den durchlaufenden Erschließungsgang und die Anordnung der Nebenräume von der Lärmbelastung abgewandt. Die barrierefreie Erschließung, über das gesamte Gebäude verteilte Gemeinschaftsräume, flexible Möglichkeiten zur Einteilung der Wohneinheiten und Vorschläge zur Energieeinsparung bilden weitere wichtige Aspekte des Entwurfs.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs „Studentisches Wohnen am Silbermannpark“ werden vom 25. Januar bis 5. Februar bei Infraplan in Augsburg, Zeuggasse 3, ausgestellt. Die Besichtigung ist Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr möglich.