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Nahbarer Riese

Der Ersatzneubau für die München Klinik Harlaching wird bald fertiggestellt sein. Der unterkellerte, hochkomplexe Baukörper setzt sich aus unterschiedlich hohen Gebäudeteilen zusammen. Hild und K waren mit der Entwurfsplanung aller relevanten Fassadenteile beauftragt. Für sie war es zentral, das mit 31.000 Quadratmetern Nutzfläche riesige Volumen rhythmisierend zu gliedern und ihm damit eine gewisse Nahbarkeit zu verleihen.

Den Patientinnen, Besuchern und Mitarbeitenden präsentiert sich die Klinik nicht als respekteinflößender Monolith, sondern als städtische Silhouette. Zur dieser Anmutung trägt neben dem Fassadenrelief auch die Höhenentwicklung des Gebäudes bei. Bewusst wurden die für den Betrieb eines hochmodernen Krankenhauses unverzichtbaren Technikaufbauten an die Dachränder gelegt. Die mit der Weiterführung der Fassade in diesen Bereichen entstehenden „Türmchen“ zitieren altbekannte Muster großer öffentlicher Gebäude, wie sie auch der nahegelegene denkmalgeschützte Klinikaltbau repräsentiert. Hinzu kommt eine klassisch dreiteilige horizontale Fassadengliederung in Sockel, Mittelbau und Attika.

Der Sockelbereich besitzt eine Verkleidung aus glasierten Klinkerriemchen. In abwechselnden Abschnitten sind dunkel- und hellgrüne Fliesen verlegt, so dass ein changierender Farbteppich entsteht.

Die Klinkerfelder im Sockel setzen sich nach oben hin als mäandernde Faschen fort. Vor- und Rücksprünge um die Türen und Fenster der Erdgeschossebene werden in der Mittelzone des Gebäudes aufgegriffen und bis zum Dachabschluss fortgeführt. Die hochwertige Klinkerverkleidung, in Bodennähe auch haptisch erfahrbar, bleibt in den Obergeschossen auf Fensterlaibungen und schmale Vorsprünge beschränkt. Das gesamte Relief lässt sich als modern interpretierte Lisenen lesen.

Die Ornamentik löst zugleich eine zentrale Herausforderung, die sich aus funktionalen Zusammenhängen des Klinikbaus mit seinen höchst unterschiedlichen Raumtypen ergibt. Die mäandernden Linien umspielen die unvermeidlichen geschossweisen Versprünge der Fenster und heben so die störende Wirkung auf, ohne – wie im Krankenhausbau üblich – auf eine horizontale Gliederung durch Fensterbänder zu setzen. Anstatt die langgezogenen Fassaden so noch breiter wirken zu lassen, sorgt das Relief für Spannung und aufstrebende Vertikalität.