Ausstellung mit Rahmenprogramm
Mit dem durch den BDA Preis Bremen 2022 ausgezeichneten „Grünen Haus am Hohentorsplatz“ sind Hild und K in der Hansestadt angekommen. Die selbst kuratierte Ausstellung, die vom 9. Juni bis 4. Juli im Bremer Zentrum für Baukultur zu sehen sein wird, soll nun den Dialog mit den Architekturinteressierten der Stadt fortsetzen. Ein raffiniert inszenierter Lesesaal gibt Einblicke in die praktische wie theoretische Arbeit in den Bereichen „Wohnen“ und „Bauen im Bestand“, ebenso wie der begleitende BDA Werkvortrag. Andreas Hild, Dionys Ottl und Matthias Haber möchten ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet mit der architekturinteressierten Öffentlichkeit teilen, unter anderem um Impulse für eine künftige Kultur des „Wohnungsbaus im Bestand“ zu setzen. Denn obwohl soziale Gründe, wie der aktuell dramatische Mangel an bezahlbaren Mieteinheiten, und ökologische Gründe, wie Klimawandel und Ressourcenknappheit, dies dringend nahelegen, nutzt insbesondere der geförderte Wohnungsbau bislang nur zu einem rudimentären Anteil bestehende Strukturen. Warum ist das so? Wie ließe es sich ändern? Denkansätze dazu verspricht insbesondere der Diskussionsabend zur Finissage am 3. Juli. Ausführende Architektinnen und Architekten, Angehörige freier und städtischer Wohnungsbauunternehmen, die Bauwende-Aktivist:innen Architects for Future und die Bremer Senatsbaudirektorin vertreten wesentliche Perspektiven auf die Thematik.
Die Haltung des Büros Hild und K fasst Geschäftsführer Matthias Haber zusammen: „Der Bestand an Wohngebäuden in Deutschland ist zu einem Großteil in den drei Jahrzehnten nach 1950 entstanden und damit überwiegend sanierungsbedürftig. Er spielt also eine entscheidende Rolle für die von der Bundesregierung bis 2045 angestrebte Klimaneutralität wie auch für das Schaffen von neuem Wohnraum. Konträr zum politisch gesteckten Ziel von 400.000 pro Jahr zu errichtenden Wohnungen wurden in den vergangenen Jahren jeweils ca. 1,9 Mio. Quadratmeter Wohnfläche und ca. 7,5 Mio. Quadratmeter teils umwandelbare Nutzfläche abgerissen, während 2022 der Neubau von nur ca. 290.000 Wohnungen erreicht wurde. Und das, obwohl hierzulande täglich ca. 60 ha Landschaft bebaut werden. Das entspricht einem Einfamilienhaus pro Minute, mit den bekannt katastrophalen Folgen für die Ökologie.
Auf der anderen Seite konzentriert man sich bei den Bestrebungen, die Treibhausgasemissionen zu senken, auf die jeweiligen Stichtage für bestimmte technische Maßnahmen. Dabei geraten langfristige Kalkulationen in den Hintergrund, die auch den Energieaufwand der Sanierungsmaßnahme, die Auswirkungen auf den Lebenszyklus und insbesondere alle anderen Aspekte einer sinnvollen Entwicklung des Gebäudes im Blick behalten. Die Nutzung der den Wohnungsbaugebieten der 1950er bis 1980er Jahre immanenten Flächenpotentiale spielt in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle. Durch Anbauen, Aufstocken, Weiterbauen und Umbauen kann der Bestand nicht allein erhalten und erweitert werden, es können auch bestehende Defizite behoben werden. Die betreffenden Siedlungen wurden nach den in der Charta von Athen 1933 formulierten Ideologien der Moderne errichtet. Ihnen fehlen zumeist Nutzungsmischungen und -angebote, räumliche Fassungen der öffentlichen Räume, Hierarchien von Räumen und eine übergeordnete Vernetzung der Mobilitäts- und Freizeitangebote. Der „Wohnungsbau im Bestand“ bietet eine Chance, wertvolle Substanz nicht nur zu erhalten und zu erweitern, sondern zugleich maßgeblich aufzuwerten.“
Ausstellung vom 8. Juni bis 4. Juli 2023, im Bremer Zentrum für Baukultur, Am Wall 165/167, 28195 Bremen
Eröffnung am 8. Juni, 19 Uhr, durch Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther
Diskussionsabend am 3. Juli, 19 Uhr, im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, 28195 Bremen
mit Matthias Haber (Hild und K), Johann Christian Plagemann (GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen), Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther (Freie Hansestadt Bremen), Luisa Ropelato (Architects for Future, angefragt), Peter Sakuth (Arbeitsgemeinschaft der freien und privaten Wohnungsunternehmen in Bremen, angefragt), Dr. Susanne Schmitt (vdw Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen, angefragt) und Prof. Daniela Konrad (Hochschule Bremen, Moderation).
Anschließend Finissage im Bremer Zentrum für Baukultur
Begleitender BDA Werkvortrag am 29. Juni 2023, 19 Uhr, mit Matthias Haber
im Cinema im Ostertor, Ostertorsteinweg 105, 28203 Bremen
In Zusammenarbeit mit dem
