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Wohnungsbau + Bauen im Bestand = X

Ausstellung mit Rahmenprogramm

Mit dem durch den BDA Preis Bremen 2022 ausgezeichneten „Grünen Haus am Hohentorsplatz“ sind Hild und K in der Hansestadt angekommen. Die selbst kuratierte Ausstellung, die vom 9. Juni bis 4. Juli im Bremer Zentrum für Baukultur zu sehen war, sollte den Dialog mit den Architekturinteressierten der Stadt fortsetzen. Ein raffiniert inszenierter Lesesaal gab Einblicke in die praktische wie theoretische Arbeit in den Bereichen „Wohnen“ und „Bauen im Bestand“, ebenso wie der begleitende BDA Werkvortrag. Andreas Hild, Dionys Ottl und Matthias Haber wollten ihre langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet mit der architekturinteressierten Öffentlichkeit teilen, unter anderem um Impulse für eine künftige Kultur des „Wohnungsbaus im Bestand“ zu setzen. Denn obwohl soziale Gründe, wie der aktuell dramatische Mangel an bezahlbaren Mieteinheiten, und ökologische Gründe, wie Klimawandel und Ressourcenknappheit, dies dringend nahelegen, nutzt insbesondere der geförderte Wohnungsbau bislang nur zu einem rudimentären Anteil bestehende Strukturen. Warum ist das so? Wie ließe es sich ändern?

Denkansätze dazu bot insbesondere der Diskussionsabend zur Finissage am 3. Juli. Unter der Moderation von Prof. Daniela Konrad (Hochschule Bremen) suchte Hild und K Partner Matthias Haber gemeinsam mit vier MitdiskutantInnen nach Antworten auf die Frage, warum bei der angestrebten Erweiterung des Wohnraums in Deutschland bisher so wenig auf Bestände zurückgegriffen wird. Und dies trotz der Dringlichkeit im Sinne der zu abzuwendenden Klimakrise, auf die vor allem Luisa Ropelato (Architects for Future) mit großer Beharrlichkeit hinzuwies. Gleich zu Beginn hatten Prof. Dr. Iris Reuther (Freie Hansestadt Bremen) und Jens Lütjen (Robert C. Spies Immobilien) ihre grundsätzliche Bereitschaft, ja „große Lust“ (Reuther) erklärt, das Thema offensiv anzugehen. Weshalb sich diese bisher noch eher selten in der Praxis niederschlägt, brachte Johann Christian Plagemann (Gewoba) auf den Punkt: „Wohnungsbau im Bestand ist schön, macht aber sehr, sehr viel Arbeit“. Als Hürden identifizierte die darauffolgende Diskussion vor allem das Mehr an Kosten und planerischem Aufwand, welches das Bauen im Bestand mit sich brächte. Zudem stünde eine überbordende Regulierung im Wege und schließlich fehle es derzeit häufig an entsprechender Expertise bei den Baubeteiligten. Dennoch endete der Abend nicht entmutigend. Die Notwendigkeit sei erkannt, hieß es. Und mit den Vorschlägen der Bundesarchitektenkammer zu einer „Umbauordnung“ und einer entsprechenden Neuausrichtung von Forschung und Lehre an den Hochschulen seien auch erste Schritte gegangen.

Die Haltung des Büros Hild und K hatte Geschäftsführer Matthias Haber zusammengefasst: „Der Bestand an Wohngebäuden in Deutschland ist zu einem Großteil in den drei Jahrzehnten nach 1950 entstanden und damit überwiegend sanierungsbedürftig. Er spielt also eine entscheidende Rolle für die von der Bundesregierung bis 2045 angestrebte Klimaneutralität wie auch für das Schaffen von neuem Wohnraum. Konträr zum politisch gesteckten Ziel von 400.000 pro Jahr zu errichtenden Wohnungen wurden in den vergangenen Jahren jeweils ca. 1,9 Mio. Quadratmeter Wohnfläche und ca. 7,5 Mio. Quadratmeter teils umwandelbare Nutzfläche abgerissen, während 2022 der Neubau von nur ca. 290.000 Wohnungen erreicht wurde. Und das, obwohl hierzulande täglich ca. 60 ha Landschaft bebaut werden. Das entspricht einem Einfamilienhaus pro Minute, mit den bekannt katastrophalen Folgen für die Ökologie.

Auf der anderen Seite konzentriert man sich bei den Bestrebungen, die Treibhausgasemissionen zu senken, auf die jeweiligen Stichtage für bestimmte technische Maßnahmen. Dabei geraten langfristige Kalkulationen in den Hintergrund, die auch den Energieaufwand der Sanierungsmaßnahme, die Auswirkungen auf den Lebenszyklus und insbesondere alle anderen Aspekte einer sinnvollen Entwicklung des Gebäudes im Blick behalten. Die Nutzung der den Wohnungsbaugebieten der 1950er bis 1980er Jahre immanenten Flächenpotentiale spielt in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle. Durch Anbauen, Aufstocken, Weiterbauen und Umbauen kann der Bestand nicht allein erhalten und erweitert werden, es können auch bestehende Defizite behoben werden. Die betreffenden Siedlungen wurden nach den in der Charta von Athen 1933 formulierten Ideologien der Moderne errichtet. Ihnen fehlen zumeist Nutzungsmischungen und -angebote, räumliche Fassungen der öffentlichen Räume, Hierarchien von Räumen und eine übergeordnete Vernetzung der Mobilitäts- und Freizeitangebote. Der „Wohnungsbau im Bestand“ bietet eine Chance, wertvolle Substanz nicht nur zu erhalten und zu erweitern, sondern zugleich maßgeblich aufzuwerten.“  

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