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IBA’27 Quartier an der Böckinger Straße

In Stuttgart-Zuffenhausen entsteht ein sozial durchmischtes Stadtquartier mit über 400 Wohnungen und vielfältigen weiteren Angeboten. Die bewusste Nutzungsmischung und eine sorgfältige Gestaltung der Begegnungsräume stellen die Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Eine weitere große Rolle spielen zukunftsfähige, ökologische Bauformen.

Städtebau
Der Städtebau greift die Mischnutzungs-Struktur der südlichen Nachbarschaft auf, wo gewerbliche, niedrige Gebäude im Innenhof einer Zeilenrandbebauung liegen. Anstelle des Gewerbes formt eine gemeinschaftlich genutzte und sozial verbindende Struktur das Rückgrat des Wohnviertels und gewährleistet seine Belebung über den gesamten Tagesverlauf. Das bestehende „Immanuel-Grözinger-Haus“ im Westen des Planungsgebiets und dazugehörige Neubauten mit weiteren Angeboten für alleinstehende Männer in schwierigen Lebenslagen sowie die von der Einrichtung produktiv betriebenen Nachbarschaftsgärten werden ergänzt durch Werkstätten, Quartierszentrum, Café und KiTa. Eine zentrale Freiraumstruktur verbindet die verschiedenen Bereiche untereinander, aber auch mit dem umgebenden Bestand und einer angrenzenden Kleingartenanlage. Die klimaneutrale Versorgung des neuen, autofreien Viertels erfolgt über ein Quartierswärmenetz mit erneuerbarer Energiegewinnung über Wärmepumpen und Photovoltaik. Für ein ökologisches Wassermanagement sorgen ein großer Anteil nicht versiegelter Flächen, Retentionsdächer und Wasserzisternen, die zugleich für die Bewässerung der Grünanlagen und Bewirtschaftung der Gärten genutzt werden.   

IBA Haus
Das IBA Haus überträgt die Intentionen aus dem städtebaulichen Entwurf von der Quartiers- auf die Gebäudeebene. Das Bauvorhaben erkundet neue Wohnformen sowie neue ökologische Ansätze für das kostengünstige Bauen. Seine Planung ist in besonderem Maße an Prinzipien der Flexibilität und Gemeinschaftlichkeit orientiert. Errichtet wird ein Skelettbau als Holzkonstruktion mit Stahlerschließungskern. Große Spannweiten ermöglichen eine weitgehend bewegliche Aufteilung der Innenräume.

Vorgesehen sind sogenannte Flex-Wohneinheiten, die durch zuschaltbare, ansonsten gemeinschaftlich genutzte Räume erweitert oder auch zu größeren Einheiten zusammengelegt werden können. Der gesamten Hausgemeinschaft stehen ein intensiv begrünter Garten sowie ein Aufenthaltsraum und Urban-Gardening-Parzellen auf dem Dach zur Verfügung. Hier sind auch Spielmöglichkeiten für Kinder vorgesehen, ebenso wie auf den das Haus umgebenden Freiflächen. Co-Working-Spaces und Ateliers im Erdgeschoss stellen im Außenbezug eine belebende Wirkung für das gesamte Viertel her. 

Wohnungsbau
Durch geschickte Nutzung der Hanglage des Baugrundstücks können insgesamt rund vierhundert Wohnungen, ein Großteil davon öffentlich gefördert, errichtet werden. Damit wird das Quartier eine hohe Dichte aufweisen. Diese wird als Chance begriffen, um eine dem Ort angemessene bauliche Vielfalt und hohe stadträumliche Qualitäten zu schaffen. Angesichts des menschengemachten Klimawandels liegt es auf der Hand, dass sich der Lebenszyklus von Gebäuden von heute aus betrachtet erheblich verlängern muss. Eine Mischung der Wohnnutzung mit Gewerbe, Co-Working-Einheiten, Ateliers und Home-Office-Einheiten antizipiert gemeinsam mit der wandelbaren Architektur des Quartiers den künftigen Umbau. Eine auf dem zusammenhängenden Raster der Tiefgarage basierende Struktur schafft Flexibilität in der Nutzungsverteilung und einfache Erweiterungs- bzw. Verkleinerungsmöglichkeiten. Die Ausbildung des Strukturprinzips wird zum individuellen architektonischen Ausdruck, der auch an anderen Stellen, beispielsweise in den Pergolen, zutage tritt und so ein verbindendes Element für das ganze Quartier darstellt. Das so entstehende spannungsreiche Ensemble nimmt Bezüge zur baulichen Umgebung auf und besitzt die Fähigkeit, auch die bestehenden Gebäude zu integrieren.

Stationäres und teilstationäres Wohnheim
Ortsbildprägend für das Baugelände ist ein bestehendes Hochhaus, das als Wohnheim für alleinstehende Männer in besonders erschwerten Lebensverhältnissen dient. Im Zuge einer Gesamtmodernisierung wird das Haus freigezogen. Die bisherigen Angebote werden baulich und sozial integriert über das neue Quartier verteilt. In unmittelbarer Nähe zum Bestandshaus wird ein neues Gebäude für die stationäre Aufnahme errichtet. Dessen Speiseraum im Erdgeschoss ist auch für Veranstaltungen nutzbar und soll so zur Begegnung aller Gruppen im Viertel beitragen. Bei der Planung des Gebäudes ist auf die besonderen Bedürfnisse der Bewohner abzustellen. So sind neben Rückzugsräumen auch Orte für soziale Begegnungen wichtig. Die Architektur sorgt deshalb insbesondere für offene Wohnstrukturen und für die hohe Aufenthaltsqualität auch der Erschließungsflächen. Mit intensiver Begrünung und einem Aufenthaltsraum schafft das Gebäude auch auf der Dachfläche eine Gelegenheit zur gemeinschaftlichen Nutzung. Um Bewohnern mit weniger intensivem Unterstützungsbedarf ein weitgehend eigenständiges Leben zu ermöglichen, werden zwei Apartmenthäuser zum teilstationären Wohnen errichtet, städtebaulich ein Pendant zum bestehenden Hochhaus. In ihren Erdgeschossen werden neben Verwaltung und Beratung auch gemeinschaftlich nutzbare Räume untergebracht. 12 Einheiten für ambulant betreutes Wohnen werden in die neue Wohnbebauung, verteilt über mehrere Häuser, integriert. Die verschiedenen Wohnformen, Arbeitsangebote, Beratungs- und Betreuungsdienste, Gewerbe- und Dienstleistungseinheiten verteilen sich dezentral im Quartier und schaffen eine lebendige, sozial durchmischte Gemeinschaft.          

Projektinformationen

Projekttyp: Städtebau, Wohnungsbau
Standort: Stuttgart
Bauherr/in: SWSG – Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH
Projektstatus: In Planung
Architektur: HildundK Architecture GmbH
Andreas Hild, Dionys Ottl, Matthias Haber
Zusammenarbeit mit: Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH
Projektleitung: Sérgio de Sá, Joohwa Kim, Jan Rudolf
Mitarbeit: Dominic Ahn, Jonathan Bürgel, Aidas Cergelis, Elena Fernandez, Hsuan-Tung Lin, Tolga Ünver
Fotografie: Michael Heinrich

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